Macht durch Sprache
- On 29. Februar 2012
von BartholoMedia Netzwerk-Partner Andreas Posch / Poschseminare
Oft beginnt das Spiel um Macht durch Sprache wenn zwei oder mehrere Menschen zusammentreffen.
Sprache wirkt begeisternd oder einschläfernd, sie weckt Interesse oder erzeugt Desinteresse. Sprache sorgt für Klarheit oder Verwirrung, sie schafft Abstand oder Nähe. Durch sie kann Liebe oder Hass entstehen, Leben oder Tod.
Die Wahl unserer Worte entscheidet über: „Faustschlag oder Händedruck, über Krieg oder Frieden“.
Die Menschheit besitzt eine unerschöpfliche Quelle, die Schatzkammer der Sprache. Leider besitzt sie auch eine vernichtende Waffenkammer. Ein Mensch, dem es darum geht, immer Recht zu bekommen und zu behalten, entscheidet sich für Krieg. Damit landet er in der Waffenkammer. Der Zugang zur Schatzkammer bleibt ihm verwehrt. Aus Worten werden scharfe Geschosse mit verheerender Wirkung. Einmal abgefeuert sind sie durch nichts mehr zurück zu holen. Mit dem Erhalt dieser Waffen erhält er ein One-way-Ticket ins Schlachtfeld.
Seine Sprache ist angriffslustig und verletzend. Seine Worte wirken zerstörerisch auf ihn selbst, auf seinen Verstand, auf seine Gefühle, auf sein Leben.
Macht-, hass- und triebgesteuert wecken sie niedere Instinkte und damit böse Geister. Diese Geister suchen Verbündete die Hass schüren und tödliche Anschläge auf unschuldige Opfer vorbereiten. Kriege werden so angezettelt, damit grausames Kriegsrecht herrscht, damit Tod und Vernichtung regieren. Durch taktlose Zeichensprache und provokante Karikaturen werden andere Kulturen und Glaubensrichtungen beleidigt oder angegriffen. Verletzung von Menschrechten, Antasten der Würde des Menschen und seiner Werte, führen zu blindem Hass, zu Mord und Todschlag.
Wutentbrannte Gewaltbereitschaft setzt kommunikative Grundgesetze für ein gemeinsames Miteinander außer Kraft.
In ihrem Ursprung ist Sprache rein. Sprache bleibt unversiegbarer Quell unseres Lebens!
Ein Mensch, der den Frieden wählt und stiftet, findet Zugang zur Schatzkammer der Sprache. Ein kluger, guter und starker, ein lebensfroher, ehrlicher, friedvoller und geistreicher Mensch, zieht sich zurück in die Werkstätten und Goldschmieden der Schatzkammer.
Über dem unerschöpflichen Reichtum der Sprache wachen gute starke Geister, die ihm Einlass gewähren, wenn er die Schlüsselworte kennt. Sie lauten: „Mensch öffne dich!“ Ist der Mensch, Frau oder Mann, einmal drin, in der Schatzkammer, sollte dieser Mensch die Schönheit und den Wert der Sprache schätzen und erkennen können. Enorme kommunikative Kräfte beginnen zu wirken. Gesetze der Dramaturgie werden ganz selbstverständlich befolgt. Stoffsammlung, stilistische Gestaltung, Gliederung, Wortwahl und innere Vorbereitung dienen ihm als Werkzeuge, als Instrumente.
In den Werkstätten und Goldschmieden der Schatzkammer kann er seine Worte diplomatisch veredeln und seine Sprache kostbar für die Zuhörer gestalten.
Legt er jedes Wort auf die Goldwaage, prüft er ihre Wirkung und ihre Funktion, dann entstehen Zahnräder die sich mit der Präzision eines hochkarätigen Schweizer Uhrwerks bewegen.
Formt er seine Sprache zuhörergerecht und anspruchsvoll, durchfühlt und empfindet er jedes Wort, dann wird er durchdrungen sein vom Sinn seiner Botschaft. Spricht er mit Respekt, mit geistreichem Verstand und mit Gefühl, dann erobert er seine Zuhörer und weckt gute Begeisterung.
Große Philosophen, Dichter und Schriftsteller, werden gerne immer wieder zitiert. Charismatische Schauspieler und Redner mit Herzensbildung ernten tosenden Beifall, Erfolg, Zuneigung und Liebe. Ist es nicht herrlich, dass es Menschen gibt, die ihre Zuhörer so erobern können, wie eine Geliebte oder ein Geliebter erobert werden will? Sind Menschen verliebt, überschütten sie sich mit sprachlichem Reichtum; eindrucksvoll zeigen sie harmonischen Ausdruck in ihrer Zweisamkeit.
Sie erobern, um erobert zu werden.
Wir können von der Menschheit keinen Frieden erwarten, wenn wir nicht selbst dazu in der Lage sind, in unserem kleinen oder größeren Umfeld ein liebevolles, harmonisches und friedliches Miteinander zu gestalten. Ein Mensch, der sich seiner Verantwortung immer wieder neu bewusst wird, ein Mensch mit Sprachbewusstsein, der gut mit Sprache umgeht, zeigt die gute, große und bewegende Macht durch Sprache.
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